17.06.2025

Autor:
Alwin Lajtos
techn. Produktionsleiter

Phosphatieren

Was zunächst nicht sichtbar ist, kann langfristig eine entscheidende Rolle für die Qualität und Haltbarkeit spielen: die Phosphatschicht. Sie dient dem zuverlässigen Schutz von Aluminium und seinen Legierungen und bereitet die Oberfläche gezielt für weitere Bearbeitungsschritte vor. 

mehrere ungeordnete Schrauben und Mutter nach einer Phosphatbehandlung

Was versteht man unter Phosphatieren? 

Phosphatieren ist ein chemisches Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Metallen. Dabei entsteht durch eine kontrollierte Reaktion zwischen dem Grundmetall und einer wässrigen Phosphatlösung eine feinkristalline, fest haftende Schicht aus Metallphosphaten. Diese Konversionsschicht ist wasserunlöslich, bietet einen hervorragenden Korrosionsschutz und schafft optimale Voraussetzungen für das Aufbringen von Lacken, Pulverbeschichtungen oder Ölen.

Spezielle Anforderungen bei Aluminium und Legierungen

Insbesondere bei Aluminium und seinen Legierungen wird das Phosphatieren an die besonderen chemischen Eigenschaften angepasst. Das Ziel: eine gleichmäßige, widerstandsfähige Schicht, die je nach Anforderung sogar zusätzliche Funktionen wie Gleit- oder Verschleißschutz erfüllen kann.

Der Ablauf des Phosphatierens 

Damit das Phosphatieren seine volle Wirkung entfalten kann, läuft der Prozess in mehreren genau abgestimmten Schritten ab:

  1. Vorbehandlung und Reinigung: Bevor es ans eigentliche Phosphatieren geht, wird das Metall intensiv von Fetten, Ölen, Oxiden und anderen Rückständen befreit. Nur eine perfekt saubere Oberfläche garantiert eine homogene und haftfeste Phosphatschicht.
  2. Aktivierung: In manchen Verfahren wird eine zusätzliche Aktivierung vorgeschaltet. Sie sorgt für eine besonders feinkristalline Struktur, was die spätere Schichtqualität noch einmal deutlich verbessert.
  3. Phosphatierung: Das Werkstück wird entweder in eine Phosphatlösung getaucht oder damit besprüht. In der Lösung reagieren Metallionen unter Wasserstoffentwicklung: schwerlösliche Phosphate fallen aus und bilden eine gleichmäßige, fest haftende Schutzschicht.
  4. Nachbehandlung: Im Anschluss wird die Oberfläche gründlich gespült und häufig noch passiviert. Das steigert die Korrosionsbeständigkeit zusätzlich und bereitet die Teile optimal für weitere Verarbeitungsschritte vor.
Ein Becken mit sprudelnder Phosphatlösung

Schichtbildende und nicht-schichtbildende Phosphatierung 

Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Phosphatierung:

Schichtbildende Phosphatierung: 

Hier stammen die schichtbildenden Metallkationen (z. B. Zink, Mangan) aus der Phosphatlösung selbst. Es entsteht eine deutlich sichtbare, schützende Schicht.

Nicht-schichtbildende Phosphatierung: 

Hier liefern nur die Metallionen der Werkstückoberfläche die Bausteine für die Phosphatschicht. Diese Variante eignet sich besonders für feinste Anwendungen, bei denen eine Schichtdicke stören könnte.

Schichtdicke als Qualitätsfaktor

Die typische Schichtstärke liegt je nach Verfahren zwischen 3 und 20 Mikrometern, was ein entscheidender Faktor ist, der insbesondere bei präzise gefertigten Bauteilen berücksichtigt werden muss.

An einer Vorrichtung aufgehängte Werkstücke werden in das Bad mit Phosphatlösung getaucht

Eigenschaften und Einflüsse des Phosphatierens

Das Phosphatieren verändert die Oberfläche von Metallen gezielt und bringt verschiedene technische Eigenschaften mit sich, die in der industriellen Verarbeitung genutzt werden. Dabei spielen sowohl die Vorteile als auch mögliche Einschränkungen eine Rolle.

Korrosionsschutz

Phosphatschichten bieten einen gewissen Schutz vor Feuchtigkeit und chemischen Einflüssen. In Kombination mit Ölen oder Wachsen kann dieser Effekt verstärkt werden. Der Korrosionsschutz ist jedoch abhängig von der Art der Nachbehandlung und nicht dauerhaft ohne zusätzliche Beschichtung wirksam.

Haftgrund für Beschichtungen

Durch ihre strukturierte Oberfläche bieten Phosphatschichten eine gute Grundlage für das Aufbringen von Lacken, Pulvern oder Klebstoffen. Diese Eigenschaft ist vor allem bei nachfolgenden Veredelungsschritten von Bedeutung.

Reibungs- und Gleiteigenschaften

Insbesondere Zink- und Manganphosphatierungen können die Reibung zwischen metallischen Flächen reduzieren und damit das Festfressen bei beweglichen Teilen oder während der Umformung von Stahl minimieren. In diesen Bereichen wird Phosphatierung gezielt als funktionale Zwischenschicht eingesetzt.

Elektrische Isolation

Die Schicht wirkt elektrisch nichtleitend, was bei speziellen Anwendungen, wie etwa bei der Fertigung von Magnetkernen, gezielt genutzt wird.

Mögliche Einschränkungen und Umweltaspekte

Trotz ihrer vielseitigen technischen Einsatzmöglichkeiten ist die Phosphatierung mit bestimmten Einschränkungen verbunden. Neben prozessbedingten Grenzen spielen insbesondere ökologische Aspekte und Anforderungen an die Nachbehandlung eine wichtige Rolle.

Keine hitzebasierte Nachbehandlung

Phosphatschichten sind nicht temperaturbeständig und verlieren bei Wärmeeinwirkung ihre Wirkung. Eine nachträgliche Hitzebehandlung sollte daher vermieden werden, da sie die Schichtstruktur negativ beeinflusst.

Chemischer Ressourceneinsatz

Phosphatierverfahren erfordern den Einsatz von Chemikalien und erzeugen Prozessabwässer, die fachgerecht behandelt werden müssen. Umweltauflagen und gesetzliche Vorgaben spielen hier eine zunehmende Rolle. Moderne Anlagen setzen daher auf sparsame Verfahren und geschlossene Kreisläufe, um die Belastung zu minimieren.

Begrenzte Schutzdauer ohne weitere Beschichtung

Die alleinige Phosphatschicht bietet keinen langanhaltenden Schutz in aggressiven Umgebungen. Eine weiterführende Behandlung, wie Lackierung oder Einölen, ist in der Regel erforderlich.

Auf einer Palette gereihte Werkstücke nach Eisenphosphatierung

Typische Varianten: Eisen-, Zink- und Manganphosphatierung 

Je nach Anforderung kommen unterschiedliche Phosphatsysteme zum Einsatz:

  • Eisenphosphatierung: Ideal für leichte Korrosionsschutzanforderungen und als Haftgrund.
  • Zinkphosphatierung: Bietet ausgezeichneten Korrosionsschutz, insbesondere für nachfolgende Beschichtungen.
  • Manganphosphatierung: Wird für hervorragende Gleit- und Verschleißeigenschaften eingesetzt, wie etwa bei hochbelasteten mechanischen Bauteilen.

Wo wird Phosphatieren eingesetzt? 

Phosphatierte Aluminium- und Stahlteile finden sich in nahezu allen industriellen Branchen:

Automobilbau

Im Fahrzeugbau werden phosphatierte Karosserie- und Strukturteile eingesetzt, um eine optimale Haftung für nachfolgende Lackierungen oder Beschichtungen zu gewährleisten. Die Phosphatschicht schützt zudem vor Korrosion und verbessert die Langzeitbeständigkeit.

Luft- und Raumfahrt

In dieser Branche erfüllen Aluminiumbauteile höchste Anforderungen an Korrosionsschutz, Gewicht und Haltbarkeit. Die Phosphatierung trägt dazu bei, diese Anforderungen durch eine gleichmäßige, haftfeste Schicht zu unterstützen.

Maschinenbau

Phosphatierte Werkstücke kommen in Maschinenkomponenten zum Einsatz, die mechanischen Belastungen und wechselnden Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. Die Schicht dient hier dem Verschleißschutz und der Vorbereitung für weitere Oberflächenbehandlungen.

Elektrotechnik

In der Elektrotechnik wird die Phosphatierung genutzt, um die Isolationseigenschaften von Bauteilen zu verbessern und gleichzeitig deren elektrische Eigenschaften gezielt zu beeinflussen.

Phosphatierte Werkstücke liegen zur weiteren Anwendung auf einer Palette bereit

Umweltfreundliches Phosphatieren 

Nachhaltigkeit spielt auch beim Phosphatieren eine immer größere Rolle. Moderne Verfahren setzen auf chromfreie Lösungen und phosphatarme Systeme, die den Chemikalieneinsatz reduzieren und die Umweltbelastung minimieren.

Fazit 

Phosphatieren ist ein unverzichtbares Verfahren in der modernen Oberflächentechnik. Ob als Korrosionsschutz, Haftgrund oder Verschleißschutz – die feinkristalline Phosphatschicht überzeugt durch vielseitige Funktionen und optimale Verarbeitbarkeit.

17.06.2025

Autor:
Alwin Lajtos
techn. Produktionsleiter

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Aenean commodo ligula eget dolor. Aenean massa. Cum sociis natoque penatibus et magnis dis parturient montes, nascetur ridiculus mus.